Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Das Herzblut darf nicht fehlen
Christian Lutz, Gründer und Geschäftsführer der Permamed AG, und sein Sohn Tobias Lutz, Mitglied der Geschäftsleitung der Permamed AG, wollen die Swissness ihres Unternehmens bewahren und mit Kooperationen internationale Wege gehen. Dabei spielen Trends wie die Demografie eine grosse Rolle.
Hatten Sie als Kind einen Traumberuf?
Christian Lutz: Für mich war damals Musik das Zentrum meines Lebens – ich spielte Geige.
Tobias Lutz: Mein Kindertraum war es, Archäologe zu werden. Während meiner Schulzeit und Ausbildung als Jurist war ich fortlaufend mit den Herausforderungen einer unabhängigen KMU konfrontiert und habe das Unternehmertum meines Vaters so hautnah miterlebt und einverleibt bekommen.
Heute sitzen Vater (Christian Lutz) und Sohn (Tobias Lutz) gemeinsam am Führungstisch der Permamed AG. Christian Lutz: Sie gründeten die Permamed AG 1979. Das erfolgreiche Unternehmen mit heute rund 75 Mitarbeitenden feiert schon bald das 40-jährige Jubiläum. Herzliche Gratulation! Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Christian Lutz: Der Erfolg liegt in der Fokussierung. Wir konzentrieren uns mit unserer eigenen Entwicklungs- und Forschungsabteilung auf topische Arzneimittel in Pharma-Nischenmärkten sowie dermatologische Anti-Age-Produkte.
Welchen wichtigsten Ratschlag geben Sie Ihrem Sohn in seiner Führungsfunktion mit auf den Weg?
Christian Lutz: Die wichtigsten Führungsqualitäten aus meiner Sicht sind klare Kommunikation und hohe Motivationsfähigkeit und Eigenverantwortung. Für eine Führungspersönlichkeit in der Geschäftsleitung sind auch persönliche Fachkompetenzen und Analysen der Absatzmärkte essenziell, um Marktlücken zu finden und innovative Produkte erfolgreich aufzubauen.
Wie sehen Ihre Pläne für die nächste Etappe der Permamed AG aus?
Christian Lutz: Wir bestehen erfolgreich seit 40 Jahren – konnten uns während dieser Zeit nie auf den Lorbeeren ausruhen. Wir müssen laufend unsere Kompetenz optimieren und unser Portfolio künftig mit innovativen Produkten ausbauen: Der Kostendruck im Pharmaumfeld ist enorm gross geworden. Deshalb ist eine Diversifizierung in den OTC- und Consumer-Bereich wichtig – speziell mit dermokosmetischen Produkten. Zum Beispiel zeigt sich die verändernde Demografie als Chance für unser Geschäft. Im Weiteren möchten auch ältere Menschen immer noch fit und attraktiv aussehen. Für diese Zielgruppe sind wir mit unseren dermatologischen Anti-Age-Produkten sehr gut positioniert.
Tobias Lutz, Sie sind Mitglied der Geschäftsleitung im Familienunternehmen. Gelingt es Ihnen, in der Freizeit das Geschäftliche ruhen zu lassen?
Tobias Lutz: Das muss ich gar nicht. Ich bin mit unseren Produkten aufgewachsen und lebe mit diesen. Oft finden wir Lösungsansätze ausserhalb der Arbeitszeiten und ausserhalb des Büros. Zudem besitzen wir nicht dieselben finanziellen Möglichkeiten wie die Big Pharma, wenn wir mit Problemen konfrontiert werden und müssen „out of the box“ Lösungen finden. Deshalb kann ein angeregtes Gespräch in der Familie oder im Freundeskreis neue Ideen hervorbringen.
Wie sieht Forschung an dermatologischen Anti-Age-Produkten aus?
Tobias Lutz: Wir sind stolz auf unsere eigene galenische Entwicklungsabteilung. Wir nutzen bereits wissenschaftlich etablierte Wirkstoffe und kombinieren diese in unseren innovativen eigenen galenischen Darreichungsformen.
Christian Lutz: Zusammen mit Dermatologen und Kliniken entwickeln wir alle unsere Lubex Anti-Age-Produkte gut hautverträglich. Zudem führen wir systematisch klinische und auch Doppelblind-Studien durch und messen wissenschaftlich die Faltenbildung analog den medizinischen Anforderungen von Medikamenten. Die Resultate zeigen, dass man Falten vorbeugen oder, wenn sie bereits bestehen, glätten kann. Dieses Thema ist nicht nur in der Schweiz aktuell, sondern weltweit.
Wie wichtig ist Netzwerkpflege aus Ihrer Sicht?
Christian Lutz: Netzwerkpflege ist für uns sehr wichtig, deshalb gründete Permamed mit fünf anderen unabhängigen Schweizer Pharma-Firmen gemeinsam die IG Schweizer Pharma KMU. Unser Ziel ist es, die Anliegen der KMU Schweizer Herstellerfirmen von Arzneimitteln politisch besser zu vertreten. Als Unternehmung mit Entwicklung und Produktion in der Schweiz schaffen und erhalten wir Arbeitsplätze. Daher sind wir auf funktionierende, stabile und faire Rahmenbedingungen im Medikamentenbereich angewiesen.
Welche Eigenschaften müssen Aussendienstmitarbeiter/-innen mitbringen?
Tobias Lutz: Die Aussendienst-Tätigkeit ist bei Permamed anspruchsvoll, da wir über zahlreiche Produkte- Gammen in unterschiedlichen Indikationsfeldern verfügen. Wir besuchen bis auf Kardiologen fast jede Fachrichtung. Der/die Aussendienstmitarbeiter/in muss in einem zeitlich begrenzten Gesprächsfenster von wenigen Minuten fachkompetent unsere Kunden von unseren Präparaten überzeugen. Dies ist eine grosse Herausforderung. Dafür benötigt er/sie viel Fachkompetenz und ein gutes Gespür für den Kunden, um seine Bedürfnisse mit einer sauberen vorgängigen Bedürfnisanalyse abzuklären. Wir setzen auf Verkäufer, die kompetent, ehrlich und loyal sind. Spezifisch suchen wir „Gebietsmanager“, die ihre Kunden im Gebiet kennen und selbstständig im Sinne der Unternehmung agieren können.
Christian Lutz: Uns ist es auch wichtig, dass die Leute Freude an ihrem Beruf haben. Vieles ist lernbar – aber es braucht auch Talent und eine Begeisterungsfähigkeit. Aber vor allem darf das Herzblut nicht fehlen.
Welche Vorteile bieten Sie Ihren Mitarbeitenden als Familienunternehmen?
Tobias Lutz: Als KMU sind wir sehr agil auf dem Markt und können unsere Produkte den Veränderungen anpassen. Wir bieten Vielfältigkeit und Abwechslung in der Tätigkeit. Durch die kurzen Entscheidungswege und dank Flexibilität können bei Permamed neue Projekte rasch umgesetzt werden.
Christian Lutz: Wir pflegen eine langjährige Tradition der offenen und persönlichen Kommunikation mit den Mitarbeitenden und unseren Kunden. Das Ambiente bei uns ist familiär.
Welches sind die grössten Herausforderungen, denen Sie in den nächsten Jahren begegnen werden?
Tobias Lutz: Das regulatorische Umfeld im Pharmabereich ist härter geworden. Die Produktionskosten steigen und können nur noch sehr beschränkt auf die Medikamentenpreise abgewälzt werden, so dass der Margendruck enorm zugenommen hat. Ich denke jedoch, dass wir mit unserem kompetenten Team, den Produkten und unserer Forschung den Herausforderungen gewachsen und für die Zukunft gut gerüstet sind.
Wäre es eine Option, Unternehmensbereiche ins günstigere Ausland auszulagern?
Christian Lutz: Nein, echte Swissness ist für Permamed wichtig. Wir werden auch in Zukunft in der Schweiz forschen, entwickeln und herstellen. Von Interesse sind allerdings Kooperationen mit Partnern weltweit, um weiter zu wachsen.
Welche Vision schwebt Ihnen für die Permamed AG vor?
Tobias Lutz: Meine Vision ist es, zusammen mit einem starken Team die Firma national weiter zu entwickeln und auch internationale Wege zu gehen. Der Export mit unseren Dermo-Kosmetika in die Türkei ist bereits erfolgreich initiiert und weitere Absatzmärkte sind in der Evaluierung.