Schweizer Führungskräfte im Gespräch
In meiner Rolle will ich Klarheit schaffen
Thomas Wirth, CEO Biomed AG, bringt Empowerment in sein Team und blickt trotz einiger Herausforderungen positiv in die Zukunft. Erfahren Sie ausserdem, was er von der „Unboss-Philosophie” hält und warum ein Kispi-Clown in seinem Imagefilm vorkommt.
Hatten Sie als Kind einen Traumberuf?
Nein. Allerdings versuchte ich bei einer Legasthenie-Abklärung die Lehrperson zu überzeugen, dass ich nicht korrekt schreiben lernen müsse, da ich dafür später einmal eine Sekretärin engagieren würde. Natürlich ist dieses Bild nicht mehr zeitgemäss, aber damals stellte ich mir das so vor.
Heute sind Sie CEO der Biomed AG. Gab es einen Schlüsselmoment, der diese Karriere prägte?
Eigentlich waren es eher Menschen und deren Grundwerte, die mich geprägt haben. Sie stellten Weichen, die mich letztlich dahin brachten, wo ich heute stehe.
Können Sie beschreiben, wie eine solche Weiche gestellt wurde?
Im Jahr 1999 absolvierte ich beispielsweise als Teil meiner Ausbildung ein Praktikum im Headquarter der Novartis. Mein Vorgesetzter nahm mich damals wöchentlich mit auf einen Spaziergang und teilte seine Gedanken und Lebensweisheiten mit mir. Das hat mich inspiriert.
Solche Erfahrungen am Arbeitsplatz sind wertvoll. Welche positive Eigenschaft können Sie in Ihr Team einbringen?
Ich denke, meine Mitarbeitenden spüren das Empowerment, das ich weitergeben möchte. Jeder darf bei uns seine Verantwortung übernehmen und damit unseren Erfolg mitprägen.
Was halten Sie von der “Unboss”-Philosophie, welche aktuell die Pharmawelt aufwirbelt?
Ich finde es eine spannende Entwicklung, die stattfindet. Digitalisierung und Nachhaltigkeitsbedürfnisse führen zu neuen Formen der Zusammenarbeit. Lösungen werden in Netzwerken erarbeitet. Ich bin davon überzeugt, dass Talente auf dem Arbeitsmarkt vermehrt nach Firmen suchen werden, in welche sie sich aktiv einbringen können.
Sind Sie also ein “Unboss”?
Ja und nein. Wir arbeiten bereits eng und projektbezogen in nicht-hierarchischen Teams zusammen. Damit eine sehr flache Organisation funktioniert, braucht es im Führungsalltag viel Klarheit bezüglich der Vision, der Strategie, der Kultur etc. Ein wesentlicher Teil meiner Rolle ist, diese Klarheit für die gesamte Organisation zu schaffen.
Und wie sehen Sie Ihre Führungsrolle an Wochenenden oder in der Freizeit?
Wenn es brennt, bin ich erreichbar. Ich ziehe jedoch Grenzen zu meinem privaten Leben. Beispielsweise fahre ich, wenn immer möglich, mit dem Fahrrad zur Arbeit. Auf dem Nachhauseweg kann ich abschalten und habe einen klaren Kopf, wenn ich bei meiner Familie ankomme.
Kommen wir auf die Biomed AG zu sprechen. Ihr Imagefilm auf der Website ist aussergewöhnlich.
Ja, der Film vermag auf authentische Art, Biomed im Kern zu zeigen. Abgesehen von Eva, einer Schauspielerin und Clownin am Kispi, sind alle Protagonisten Mitarbeitende. Der Regisseur fragte jeden, was er persönlich an Biomed schätze. Wer zu uns passt, versteht auch die Botschaft des Films. Das merkt man in den Rekrutierungsgesprächen.
Eva bringt Humor als Thema ein. Wie passt das zu Biomed?
Der Film trägt eine witzige Note. Das widerspricht sich nicht mit unserer seriösen Arbeit. Wir sind sehr engagiert und arbeiten teilweise nahe am Limit mit dem Ziel, höchste Qualität und Leistung zu erbringen. Trotzdem muss die Kultur nicht steif sein. Bei uns darf Arbeit Spass machen. Spass an der Arbeit ist einer der wesentlichen Treiber für Performance.
Welche Qualifikation bringt ein Bewerber bei Ihnen idealerweise mit?
Für uns ist der berufliche Werdegang zentral. Aus Erfahrung weiss ich, dass es wichtig ist, Zeit in die Vorbereitung zu investieren und bei den Qualifikationen genau hinzuschauen. Ich finde, das wird oft unterschätzt. Natürlich höre ich beim finalen Entscheid dann auch auf meinen Bauch.
Apropos Entscheide. 2016 fand die Akquise des Hospital-Bereichs statt. Weshalb dieser Schritt?
Biomed ist ein Handelsunternehmen. Wenn man die Wertschöpfungskette anschaut, stehen wir weder am Anfang bei der Forschung noch am Ende beim Patienten, sondern sitzen quasi obenauf. Wir haben also auf beiden Seiten Kunden. Mit der Akquisition des Hospital-Bereichs sind wir im Angebot einerseits für die Lieferanten, andererseits auch für Ärzte, Apotheker und Drogerien breiter und interessanter geworden.
Ist die „Breite“ der Produkte auch in Zukunft eine Portfoliostrategie?
Ja, Biomed wächst unter anderem aufgrund von neuen, innovativen Produkten. Es ist für uns wichtig, dass wir neue Produkte in den Markt einführen können.
Biomed forscht nicht selbst. Was würden Sie als Ihr grösstes Innovationspotenzial bezeichnen?
Zum einen die Art und Weise, wie wir Produkte vertreiben und den Gesundheitsmarkt bedienen. Hierzu sind ein innovatives Marketing und ein top Aussendienst zentral.
Zum anderen unser Business Development: Unsere Spezialität liegt in der professionellen Zusammenarbeit mit Partnern. Zum Beispiel besitzen wir sehr hohe Kompetenz im regulatorischen Bereich und damit auch in der Interaktion mit dem BAG oder der Swissmedic.
Wie sehen Sie die Zukunft für KMU’s im Schweizer Pharmawesen?
Gerade im OTC-Markt existieren viele KMU’s. Die Zukunft sieht herausfordernd aus – die Komplexität der Regulatorien und der Geschäftsmodelle nehmen laufend zu. Wo Veränderungen stattfinden, entstehen auch Vorteile. KMU’s sind klein, agil, schnell, besitzen kurze Entscheidungswege und Freiheiten in der Entscheidung. Auch die Nachhaltigkeit in der Beziehung mit der Kundschaft gehört zu den Stärken von KMU’s. Deshalb sehe ich viele Chancen in der Zukunft.
Sie sind sehr positiv. Werden nicht einige KMU’s vom Markt verdrängt werden?
Sicher. Es werden nach wie vor Konsolidierungen auf allen Seiten und Ebenen stattfinden. Selbst darin sehe ich Chancen.
Wie sehen Ihre Prioritäten für die nächsten 5 Jahre aus?
Wir möchten uns nachhaltig entwickeln. Neben unseren wirtschaftlichen Zielen und spannenden Projekten ist es mir wichtig, einen Arbeitsort zu schaffen, an welchem mit viel Zufriedenheit und in einem guten und gesunden Umfeld gearbeitet werden kann.