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Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Stress ist selbstgemacht und kontraproduktiv

Dr. Andrea Michael Meyer, Country Lead Sanofi und General Manager Sanofi Genzyme Switzerland, führt transformational, will die Digitalisierung im Gesundheitssystem vorantreiben und erklärt im Stettler CEO Talk, wie er Stress vorbeugt und warum lebenslanges Lernen zukünftig noch wichtiger sein wird.

Dr. Meyer, Sie haben Biochemie an der ETH studiert und im Bereich Krebsforschung und Immunologie doktoriert, dann aber die akademische Karriere nicht weiterverfolgt, warum?

Ich habe mich damals entschieden, in die Industrie zu gehen, da ich gerne schnell Resultate erziele. Im Gegensatz zur akademischen Karriere ist dies in der Industrie besser möglich und der eigene Erfolg ist direkter und schneller messbar.

Sie sind bereits seit 9 Jahren bei Sanofi in unterschiedlichen Führungsfunktionen tätig und seit April 2020 tragen Sie zusätzlich die Verantwortung als Country Lead Sanofi Schweiz, wie gehen Sie mit dem erweiterten Aufgabenbereich um?

Das Priorisieren, Fokussieren und die Übertragung von Verantwortung wurden noch wichtiger. Die Mitarbeitenden sollten in ihren Bereichen möglichst selbständig arbeiten und effizient Entscheidungen treffen können. Dies gelingt am besten, wenn sie von Seiten des Vorgesetzten klare Ziele, viel Handlungsspielraum und Vertrauen erhalten.

Bitte beschreiben Sie Ihren Führungsstil in drei Sätzen.

Mein Führungsstil ist transformational. Ich analysiere, bespreche „den Fall“ mit den Mitarbeitenden und die Planung und Umsetzung gestalten wir gemeinsam. Ich versuche stets, die mir anvertrauten Bereiche zu verbessern, um übergeordnete, langfristige Ziele zu erreichen. Ich bin kein Verwalter sondern ein Optimierer und Maximierer.

Gibt es Dinge, die Sie so richtig auf die Palme bringen?

Ja, sehr sogar. Treffe ich auf unnötige bürokratische Aufwände und Schlaufen, die nur dem Prozess selbst dienen und ansonsten sinnlos sind, nervt mich dies ungemein. Ich gehe der Sache auf den Grund und überlege mir, wie wir den Prozess verbessern können.

Was tun Sie gegen Stress?

Fokussieren, priorisieren, strategisch planen, organisieren sowie einen guten Ausgleich zur Arbeit zu schaffen ist wichtig, z. B. Sport, Lesen oder Zeit mit der Familie zu verbringen. Meines Erachtens ist Stress selbstgemacht und kontraproduktiv. Stress muss also nicht sein, ausser ich lasse es zu. Man kann viel arbeiten ohne gestresst zu sein und umgekehrt. Folglich hat das eine mit dem anderen nicht viel zu tun.

Sie bilden sich aktuell weiter in den Bereichen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, was streben Sie dabei an?

Ich bilde mich bewusst auch in anderen Gebieten weiter, denn nur durch das Verknüpfen von breitem Wissen kommt man weiter in dem, was man tut. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen betreffen uns alle viel mehr als wir annehmen und es sind Schlüsseltechnologien, die wir in der Pharmaindustrie immer mehr anwenden werden.

Sie befassen sich auch intensiv mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen, was muss in diesem Bereich aus Ihrer Sicht zukünftig verbessert werden?

Die digitale Integration, d. h. die End-to-End-Integration im Gesundheitssystem muss stattfinden. Alle anfallenden Patientendaten müssen den Patienten zugänglich sein und an einem Ort liegen. Die Patienten müssen zu 100 Prozent bestimmen können, welche ihrer Daten sie an wen weitergeben oder weitergeben lassen. Im Gegensatz zu anderen Industriebereichen hat die Gesundheitsbranche in diesem Gebiet extrem hohen Aufholbedarf.

Sanofi hat zwei gleichwertige Hubs in der Schweiz – neben dem Büro in Vernier haben Sie kürzlich den neuen Deutschschweizer-Sitz in Rotkreuz eröffnet. Warum Rotkreuz?

Rotkreuz ist perfekt gelegen, nämlich sehr zentral im Pharmadreieck Zürich-Zug-Luzern, hat gute Verkehrsanbindungen und renommierte Hochschulen befinden sich in der Nähe, d. h. wir haben dadurch einen guten Zugang zu Talenten mit einer gesunden Mischung aus Berufseinsteigenden und Erfahrenen.

Wie stark wird bei Sanofi die Unternehmenskultur durch den Hauptsitz in Paris geprägt?

Der Hauptsitz in Paris ist zwar sehr international besetzt, doch man merkt, dass es kulturell eine europäische Firma ist: innovativ, dennoch geerdet, bodenständig, verbindlich und die Patienten stehen bei uns stets im Zentrum.

Sanofi arbeitet an zwei COVID-19-Impfstoffen, beim einen gab es Verzögerungen, wie ist der aktuelle Stand?

Das eine COVID-19-Impfstoff-Projekt läuft nach Plan und beim zweiten Projekt haben wir die Formulierung optimiert und damit nun eine neue Studie am Laufen.

Welche Art von Menschen brauchen wir Ihrer Meinung nach in 10 Jahren in der Arbeitswelt?

Menschen mit einem breiten Wissen, die Spezialgebiete koppeln und vernetzen können. Zukünftig werden uns immer mehr Tätigkeiten durch Automation und künstliche Intelligenz abgenommen werden. Wir werden uns dadurch vermehrt auf Innovationen und auf die Kunden konzentrieren können. Einer der wichtigsten Skills ist dabei, komplexe Probleme vernetzt lösen zu können, und dabei wird der Wille zu lebenslangem Lernen das das A&O sein.

Welche Menschen inspirieren Sie?

Menschen, die aus dem Nichts etwas Grosses aufgebaut haben. Das können Unternehmerinnen und Unternehmer sein oder auch Künstlerinnen und Künstler, auch sie kreieren aus dem Nichts etwas faszinierend Schönes, Neues. Da denke ich beispielsweise an die Impressionisten, da kann ich oftmals nur staunen – sehr inspirierend…

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