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Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Weniger Aufgaben, mehr Verantwortung und Kompetenzen

Seit fast 8 Jahren ist Ralph Schönbächler CEO der Mediq Suisse AG. Im Stettler CEO Talk erklärt er, wie die regulatorischen Entwicklungen in der MedTech-Branche zum Wachstum genutzt werden können, warum Mitarbeitende nicht nur Aufgaben, sondern Verantwortung und Kompetenzen erhalten sollten und wie es dazu kam, dass er unverhofft zum regen Krimileser wurde.

Die Mediq Suisse AG besteht seit 27 Jahren und vertreibt Medizinprodukte für Institutionen in der Schweiz. Zuletzt hat sie im Januar 2021 die gd medical ag übernommen und diese zusammen mit dem Homecare Bereich der 2016 zugekauften Globomedica AG unter ihrem Dach fusioniert, so dass eine reine MedTech-Firma entstand. Der Bereich Pharma wird von der Tochtergesellschaft Globomedica AG abgedeckt. Ralph Schönbächler, wie gewichten Sie die beiden Bereiche?

Für uns stehen beide Bereiche für sich und sind gleichermassen wichtig. Damit wir diesem Anspruch gerecht werden können, haben wir im Jahr 2021 den Pharmabereich als Tochterunternehmen mit einem eigenen Geschäftsführer aufgestellt. Durch diese zwei Einheiten können wir nun jedem Bereich die nötige Aufmerksamkeit schenken, damit sich sowohl der Bereich Pharma als auch der Bereich MedTech stark entwickeln kann.

Die Mediq Suisse AG vertreibt neben Handelsprodukten auch einige Eigenmarken. Wie hoch ist der Anteil der Eigenmarken und möchten Sie diesen zukünftig weiter erhöhen?

Unser Eigenmarkenanteil beschränkt sich auf die Bereiche Inkontinenz, Wundversorgung und persönlicher Schutz und ist klar ausbaufähig. Mit unseren Eigenmarken, die für qualitativ hochstehende Produkte zu attraktiven Preisen stehen, können wir zukünftig eine deutlich wichtigere Rolle spielen und unseren Beitrag für die Gewährleistung der Bezahlbarkeit im Gesundheitswesen leisten.

Welche Einflüsse durch die Muttergesellschaft, das niederländische Handelsunternehmens Mediq B.V., nehmen Sie als Mediq Suisse AG wahr?

Die niederländische Handelskultur der Mediq B.V. prägt uns, sie ist sehr businessorientiert, entscheidungsfreudig und schnell in der Umsetzung. Mediq ist in 13 Ländern in Europa mit sehr heterogenen Geschäftsmodellen tätig, da sich auch die Gesundheitssysteme von Land zu Land unterscheiden. Das lokale Management hat dadurch viel Freiheit, ergo, wir können unsere Geschäftsstrategie und wie wir diese umsetzen weitgehend selbst bestimmen. Solange wir in den drei Bereichen Homecare von chronischen Krankheiten, Versorgung von Institutionen wie Alters- und Pflegeheimen und im Spitalbereich als exklusiver Partner von Herstellern tätig sind, sind uns keine Grenzen gesetzt. Der Konzern hält uns den Rücken frei was den Einkauf, die Finanzen, die IT, das HR und die Qualitätssicherung anbelangt.

Die regulatorischen Entwicklungen, sprich die europäische Medizinprodukte-Verordnung, stellen auch die Mediq Suisse AG vor Herausforderungen. Wie bewältigen Sie diese?

Seit 2017 sind wir mit diesem Thema intensiv beschäftigt. Als Mitglied von Swiss Medtech erhalten wir zudem Unterstützung vom Verband und natürlich auch vom Mutterkonzern. Ich glaube, wir sind heute sehr gut aufgestellt was die MDR und die Schweizer Bevollmächtigungen betrifft. Für unsere rund 20 Exklusivvertretungen sind dies äusserst wichtige Themen. Die Hersteller benötigen Unterstützung, um das lokale Recht und die regulatorischen Anforderungen umsetzen zu können.

Der Konsolidierungstrend in der MedTech-Branche hält auch bei der Mediq Suisse AG Einzug in Form der aktiven Übernahme anderer Firmen. Wie geht es diesbezüglich weiter?

Es gehört zu unserer Strategie, weitere Firmen zuzukaufen und weiterzuentwickeln. Ich bin überzeugt davon, dass es für die vielen kleinen Firmen, die in der Schweiz vorherrschen, zunehmend schwieriger sein wird, den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Zudem wollen die Spitäler und Heime die Anzahl der Lieferanten vermehrt reduzieren. Wir als Mediq Suisse AG haben einerseits bewiesen, dass wir die finanzielle Kraft haben, Firmenakquisitionen zu stemmen. Dabei konnten wir zwei Firmen erfolgreich ohne Personalabgänge integrieren. Gemeinsam konnten wir so schneller und erfolgreicher wachsen als vorher.

Wie lautet Ihre Vision und Umsetzungsstrategie für die Mediq Suisse AG in den kommenden Jahren?

Wir werden organisch und durch Zukäufe weiter wachsen, stets mit dem Fokus auf unsere drei Kernbereiche. Wir werden die Digitalisierung, Prozessoptimierung und den Ausbau des Sortimentes und des medizinischen Fachwissens vorantreiben. Wir sehen uns als Partner, der nicht nur durch Logistik besticht, sondern auch durch Serviceleistungen. Als verlängerter Arm von Herstellern, die nicht in der Schweiz tätig sind, wollen wir nicht nur das Produkt, sondern auch das medizinische Fachwissen und die entsprechende Beratung zum Kunden bringen. Ich bin davon überzeugt, dass wir durch organisches Wachstum und Zukäufe in drei bis vier Jahren doppelt so gross sein können.

Ihr Team besteht aktuell aus rund 30 Mitarbeitenden. Worauf legen Sie den Fokus bei Ihrem Führungsstil?

Mein Führungsstil ist offen und ich versuche, Hierarchien abzubauen. Ein gutes Klima ist mir sehr wichtig. Meine Mitarbeitenden können jederzeit mit ihren Fragen, Ideen und Verbesserungsvorschlägen zu mir kommen, auch mit Fehlern. Wir lernen täglich und sind alle nicht perfekt. Wir wollen das Unternehmertum im Unternehmen fördern. Die Mitarbeitenden sollen sich als Unternehmer fühlen, indem sie Verantwortung und Kompetenzen erhalten und nicht nur Aufgaben.

Persönlich fahren Sie gerne Rennvelo und Mountainbike, sind ein Weinliebhaber und … seit einigen Jahren sind Sie unverhofft zum regen Krimileser geworden – jede Woche ein Krimi – wie kam es dazu?

Ja, das Lesen hat nie zu meinen grossen Hobbies gehört und dass ich mal so leidenschaftlich Krimis lese, hätte ich nie gedacht. Hingegen den Ausdauersport, das Radfahren, das mochte ich schon immer. Dabei kann ich gut meinen Kopf lüften und erhalte neue Ideen. Auch der Genuss und die Geselligkeit ist für mich ein wichtiger Ausgleich. Aber lesen … dieses Steckenpferd ist einem Urlaub in Sri Lanka «geschuldet» … Meine Frau und ich haben dort eine sehr schöne Rundreise erlebt und im Anschluss kamen dann noch ein paar Tage Strandferien dazu. Mir fehlte die Bewegung, es gab nichts ausser Strand und so nahm ich dann gezwungenermassen die Bücher meiner Frau und fing an zu lesen. So ist meine Krimileidenschaft entfacht worden – statt Tagesschau und TV tauche ich abends regelmässig ab in die Krimiwelt und suche den Mörder.

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Wie gelingt erfolgreiche Führung im dynamischen Umfeld des Gesundheitswesens? Was macht Arbeitgeber in Pharma, Hospital und Medizintechnik attraktiv? Im Stettler CEO Talk kommen jeden Monat exklusiv Schweizer Führungskräfte zu Wort und bringen auf den Punkt, was sie persönlich und die Branche bewegt.

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