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Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Das Gute ausbauen und Lücken schliessen

Frank Bünnig ist seit rund 15 Jahren Managing Director der Medinova AG. Dabei sind für ihn «das Gute ausbauen» und «die Lücken schliessen» elementare Massnahmen, um Erfolge zu erzielen. Im Stettler CEO Talk schauen wir mit ihm zurück und in die Zukunft.

Wie stehen die Unternehmen Medinova AG und DKSH Schweiz AG zueinander?

Die Medinova AG ist ein in Zürich im Jahr 1945 gegründetes Pharmaunternehmen, das seit 1968 Teil der DKSH (vormals Diethelm Pharma) Gruppe und heute ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsbereichs Healthcare ist. Medinova ist sozusagen das Pharma-Unternehmen der DKSH Gruppe. DKSH Schweiz bietet Produkte und Dienstleistungen im B2B in fast allen Industrien an und ist ein führender Partner in der Schweiz. Wir unterstützen unsere Partner im Bereich Marktexpansion mit Schwerpunkt Asien, Europa und Nordamerika.

Frank Bünnig, Sie sind 2005 bei Medinova eingetreten und haben im Januar 2007 als General Manager den Lead übernommen. Wenn Sie zurückblicken, auf was sind Sie besonders stolz?

Dass es uns gelungen ist, viele Ideen umzusetzen und die Früchte zu ernten – gemeinsam als ganzes Team. Stolz bin ich insbesondere auf die diversen Studien im Bereich Frauengesundheit, die damit verbundene weitere Expansion und das darauffolgende Wachstum – mit allem, was im Hintergrund dazu gehört. In der Schweiz konnten wir ausserdem die Lizenzrechte für viele spannende Produkte erwerben.

Gibt es etwas, das Sie anders machen würden?

In einigen Fällen sicher die konsequentere Umsetzung einzelner Projekte im Bereich der Geschäftserweiterung. Für einige sehr interessante Produkte haben wir den Zuschlag leider nicht erhalten.

Sie haben an der Fachhochschule Mainz Betriebswirtschaftslehre studiert und waren danach u.a. auch für Pharmaunternehmen in den USA, Frankreich und Deutschland tätig. War für Sie schon immer klar, dass Sie ihr ökonomisches Wissen in der Pharma-Branche einsetzen wollen?

Beruflich bin ich in der Hoechst AG gross geworden, deren Pharmabereich heute Sanofi gehört. Bereits im Rahmen meines Ausbildungsprogramms hat mich der Pharma-Bereich eindeutig am meisten fasziniert – wir hatten alles an einem Standort, sehr greifbar und real: Forschung, Herstellung und Verkauf.

Im Heimatmarkt Schweiz positioniert sich Medinova als Nischenanbieter mit klarer Ausrichtung auf die Therapiegebiete Gynäkologie und Dermatologie. In welchen internationalen Märkten ist Medinova noch präsent?

Auf allen Kontienten, aber (noch) nicht in den Pharma-Hauptmärkten wie beispielsweise USA und Japan. Das ist für eine KMU allein sehr aufwendig.

Welche weiteren Märkte will Medinova zukünftig erschliessen?

Wir haben noch Potenzial in Südamerika und in einigen EU-Ländern.

Medinova hat einige Produkte, die sie via Lohnhersteller selbst produziert. Wie sieht die Pipeline aus und wohin geht die Reise?

Wir fokussieren uns weiter auf die Kernbereiche Frauengesundheit und therapeutische Hautpflege/Dermatologie in Asien. Als KMU mit allen Vor- und Nachteilen ist es dabei wichtig, Produkte mit dem entsprechenden Alleinstellungsmerkmal zu finden. Wir denken auch vermehrt über Partnerschaften mit anderen Unternehmen nach.

Aktive Weiterentwicklung der Produkte gehört zu Medinovas Selbstverständnis. Wie setzten Sie das konkret um?

Medinova hat auch in der jüngeren Vergangenheit insbesondere im Bereich Gynäkologie immer wieder mit neuen Studien die Produktvermarktung und damit die Patientinnen unterstützen können. Die Ergebnisse unterstreichen die Wirksamkeit und das Spektrum unserer Produkte, geben den Patientinnen mehr Sicherheit und helfen den Verschreibenden bei Entscheidungsprozessen.

Hat Medinova im Ausland eigene Niederlassungen oder arbeiten Sie mit Distributoren?

In Asien arbeiten wir vor allem mit unseren Konzerngesellschaften der DKSH oder mit Partnern wie Pharmafirmen oder qualifizierten Distributoren zusammen. Medinova ist nur in der Schweiz direkt am Markt aktiv – sowohl bei Ärzten als auch in den Apotheken und Drogerien.

Sie definieren Grösse nicht nur über Kennzahlen, sondern über die Intensität persönlicher und direkter Kontakt zu Partnern. Wie halten Sie in der heutigen Zeit diesen Kontakt zu Ihren Partnern aufrecht?

Ich bin sehr froh, dass wir – neben den digitalen Kanälen – einen Grossteil unserer Partner wieder persönlich treffen können. In unserem Alltagsgeschäft spielen Empathie, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen eine sehr grosse Rolle. Vertrauenswürdige Beziehungen aufzubauen, gelingt meines Erachtens nur durch persönlichen Kontakt.

Welche strategische Ausrichtung der Medinova verfolgen Sie in der nahen Zukunft?

In der Schweiz bilden wir verschiedene therapeutische Kategorien, unter anderem in den Bereichen Gynäkologie, Dermatologie und Schlafstörungen, mit der eigenen Mannschaft ab. Dadurch können und wollen wir auch zukünftig Produkte aus weiteren Kategorien schnell und flexibel integrieren. Im Jahr 2021 haben wir beispielsweise ein Produkt im Bereich Gastroenterologie akquiriert. Darüber hinaus wollen wir weiter in Lateinamerika und Asien geographisch expandieren, streben vermehrt den Erwerb von Lizenzrechten an und suchen aktiv interessante Akquisitionsprojekte.

Durch welche Massnahmen wollen Sie Ihre Ziele erreichen?

Das Gute ausbauen und die Lücken schliessen, klingt banal, aber das ist das A und O. Alle unsere Geschäftstätigkeiten laufen nur reibungslos, wenn das gesamte Team an einem Strang zieht. Wir haben eine tolle «Mannschaft», mit der wir die Firma in allen Bereichen sehr gut vorangebracht haben. Das ist die Basis, die «Pflicht», die erfüllt werden muss, bevor man sich überhaupt auf die Kür fokussieren kann. Um uns kontinuierlich weiterzuentwickeln, führen wir unter anderem Mitarbeiterumfragen durch, die uns sehr konkrete Hinweise geben, in welchen Bereichen wir uns in Zukunft verbessern können.

Welcher Führungsstil sagt Ihnen persönlich am meisten zu und weshalb?

Ich bemühe mich, sehr kollaborativ mit dem Team zu arbeiten und Aufgaben so zu delegieren, dass ich die Mitglieder dazu ermächtige, Verantwortung zu übernehmen. Der Top-down-Ansatz gefällt mir nicht. Zudem funktioniert er nicht, zumindest in unseren Breitengraden. Unser Konzern legt sehr grossen Wert auf das Engagement und die Einbindung unserer Mitarbeitenden und hat konkrete Initiativen im Bereich der Unternehmenskultur lanciert.

Wie oft reisen Sie nach Asien?

Rund zwei bis drei Mal im Jahr, das ist deutlich weniger als früher.

Was beeindruckt Sie dort am meisten?

Die asiatischen Länder sind sehr unterschiedlich, doch das enorme Know-how und Engagement, das haben alle gemeinsam. Das beeindruckt mich.

In hektischen Zeiten, wie und wo kommen Sie zur Ruhe?

Bei sportlichen Aktivitäten, da kann ich abschalten. Ablenkung verschaffen mir aber auch kulturelle Veranstaltungen oder der Besuch eines guten Restaurants.

Wenn Sie etwas mit einem Fingerschnipp ändern könnten, was wäre das?

Chancengleichheit vor allem für den Nachwuchs.

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