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Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Beständigkeit, Engagement und Unternehmertum

Jürg Frommlet spricht im Stettler CEO Talk über die wichtigsten Meilensteine der zurückliegenden 15 Jahre als CEO der Melisana AG, das 70-jährige Firmenjubiläum und beschreibt, wie das Unternehmen auf die Herausforderungen der Digitalisierung und des E-Commerce reagiert. Zusätzlich verrät er, welche Kompetenzen und Eigenschaften er bei der Auswahl von Mitarbeitenden besonders schätzt. Beständigkeit, Engagement, Unternehmertum, aber auch Spass bei der Arbeit sind dabei wichtige Faktoren.

Jürg Frommlet, Sie sind nun genau 15 Jahre CEO der Melisana AG. Welche besonderen Erfolge und Meilensteine konnte die Melisana AG unter Ihrer Führung erreichen und welche Bedeutung hatten dabei Ihre Strategie und Ihr Führungsstil?

Wir haben uns erfolgreich in den Top 20 der OTC-Firmen in der Schweiz positioniert und konnten einige Leader-Marken in verschiedenen Kategorien aufbauen, wie beispielsweise unsere Marke FEMANNOSE zur Bekämpfung von Harnwegsinfekten.

Die Strategie, uns auf wenige, herausragende Marken zu konzentrieren, war dabei von entscheidender Bedeutung.

In Bezug auf die Leistungen meines Teams war es mir wichtig, einen kooperativen und unterstützenden Führungsstil zu pflegen, der auf Vertrauen und Offenheit basiert. Dadurch konnte das Team befähigt werden, aus eigenem Antrieb Höchstleistungen zu erbringen und schneller und besser in den relevanten Bereichen zu sein.

Die Melisana AG feiert dieses Jahr ihr 70-jähriges Jubiläum. Was bedeutet dieses Ereignis für Sie und Ihre Mitarbeitenden?

Das 70-jährige Jubiläum bedeutet für uns eine Bestätigung unserer erfolgreichen Geschäftstätigkeit, einer soliden Firma und der Kontinuität, die wir in dieser Branche aufrechterhalten haben. Es ist ein freudiges Ereignis und wir sind stolz darauf, dass wir dieses Jubiläum feiern können. Für unsere Mitarbeitenden ist es auch eine besondere Anerkennung ihrer Arbeit und ihres Engagements. Wir nutzen diese Gelegenheit, um unsere Geschichte zu reflektieren und uns auf die kommenden Herausforderungen und Chancen zu konzentrieren.

Welche Rolle hat das Produkt Klosterfrau Melissengeist in der Geschichte der Melisana AG gespielt?

Die Marke Klosterfrau Melissengeist ist DAS Urgestein der Firma und feiert im Jahr 2026 ihr 200-jähriges Bestehen. Es bildet den Ursprung der Klosterfrau-Gruppe und somit auch von Melisana und nimmt nach wie vor eine bedeutende Rolle im Sortiment ein. Die Markenbekanntheit und Distribution sind dementsprechend hoch.

Die Melisana AG ist ein Unternehmen, das trotz bekannter Produkte wie Klosterfrau Melissengeist, FEMANNOSE®, Dolocyl®, DUL-X® und Alca-C®, nicht sehr bekannt ist. Wie erklären Sie sich das und was tun Sie, um dies zu ändern?

Wir haben uns bisher auf die Vermarktung unserer Produkte konzentriert und weniger auf die Marke Melisana. Doch dies reicht nicht mehr aus, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und die fähigsten Mitarbeitenden zu gewinnen. Wir werden daher unsere Vision und Ziele sowie unsere zahlreichen Vorteile besser kommunizieren, wie z. B. die Tatsache, dass die Mehrzahl der Marken im Besitz von Melisana sind und von A bis Z von Melisana verantwortet werden. Dies bietet unseren Marketingmanagern die Möglichkeit, von der Marktanalyse bis zur Einführung neuer Produkte vollständig im Lead zu sein.

Wie haben Sie Ihre Mitarbeitenden motiviert und engagiert, um eine Kultur der Innovation und des Unternehmertums zu schaffen?

Das Ziel, dem Verbraucher effektivere, bessere Produktlösungen anzubieten, ist die treibende Kraft. Dem Handelspartner Innovationen an die Hand zu geben, damit ein gemeinsames Marktwachstum erzielt wird, ist elementar und für die Mitarbeitenden ein sinnhaftes Ziel. Wir haben viel in die Ergründung der Verbraucherbedürfnisse investiert, um Produkte mit hoher Relevanz zu entwickeln. Zudem musste ein Umfeld für die Mitarbeitenden geschaffen werden, welches Ideen fördert und die Risikobereitschaft, etwas auszuprobieren, erlaubt ist.

Welche Eigenschaften und Kompetenzen sind Ihnen besonders wichtig, wenn es darum geht, Mitarbeitende für Ihr Team auszuwählen?

Mir ist wichtig, dass ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin neugierig und lernbereit ist und ein erkennbares Potenzial hat, sich weiterzuentwickeln. Er oder sie sollte die Ziele und Visionen unseres Unternehmens mittragen, hohe Kundenorientierung zeigen und selbständig arbeiten wollen. Genauso wichtig sind aber auch die persönlichen Aspekte und Sozialkompetenzen wie Kritik-, Konflikt- und Teamfähigkeit, um mit einem persönlichen Beitrag ein positives Arbeitsklima mitgestalten zu können. Ich lege ausserdem Wert darauf, dass eine Person Sinn für Humor hat, denn Arbeit sollte und darf auch Spass machen.

Wie haben Sie auf Veränderungen im Markt und in der Branche reagiert und die Melisana AG auf die Zukunft ausgerichtet, insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung und die zunehmende Bedeutung des E-Commerce?

Bezüglich des E-Commerce beobachten wir die Situation kontinuierlich. Wenn der Versandhandel von freiverkäuflichen Arzneimitteln zugelassen wird, wird sich einiges bewegen und die Rolle des stationären Handels weiter verändern. Wir und die Handelspartner sind gefordert, gemeinsame Konzepte umzusetzen, damit wir den Bedürfnissen der Verbraucher und deren verändertem Kaufverhalten entsprechen können. Im Bereich der Digitalisierung haben wir in einigen Bereichen bereits gute Lösungen gefunden, während wir in anderen noch Nachholbedarf haben. Ich lege jedoch Wert darauf, dass die Digitalisierung einen relevanten Mehrwert für uns generiert, da sonst die teils hohen Kosten und Prozessanpassungen nicht gerechtfertigt sind.

Welche neuen Trends und Entwicklungen sehen Sie in der Branche der freiverkäuflichen Heilmittel und wie plant die Melisana AG, darauf zu reagieren?

Die Kunden erwarten ein Produkt, das ihre Bedürfnisse erfüllt. Wir beobachten, dass der Zulassungsstatus von Produkten nicht mehr so ausschlaggebend ist wie früher. Dadurch ergeben sich neue Chancen für die Branche, schneller auf Kundenbedürfnisse zu reagieren und den Innovationszyklus zu verkürzen. Wir haben in der jüngsten Vergangenheit erfolgreich solche Möglichkeiten genutzt.

Wie wichtig ist Ihnen das Thema Talentmanagement und welche Schritte unternehmen Sie, um Talente im Unternehmen zu fördern und zu halten?

Bei Melisana legen wir Wert darauf, Talente zu identifizieren und zu fördern, um sicherzustellen, dass sie ihr volles Potenzial ausschöpfen und sich weiterentwickeln können. Regelmässige Mitarbeitergespräche und Feedback-Loops tragen dazu bei, die individuellen Bedürfnisse zu ermitteln und Karriereziele gemeinsam zu verfolgen. Wir bieten finanzielle und organisatorische Unterstützung für Weiterbildungen an und fördern die interne Karriereentwicklung, wo dies möglich ist. Trotzdem wissen wir, dass in einem KMU wie Melisana die Entwicklungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen begrenzt sind und wir uns darum bemühen müssen, fähige Mitarbeitende auf andere Weise zu binden.

Welche Zukunftspläne haben Sie für die Melisana AG und wie möchten Sie das Unternehmen in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

Wir wollen im Bereich der Produkte für die Selbstmedikation über Innovationen weiterwachsen, unsere Marktposition stärken und in weiteren Indikationsgebieten führende Marken aufbauen. Für unsere Mitarbeitenden wollen wir die Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen und interessante, herausfordernde Aufgaben mit Entwicklungspotential bieten.

Zum Schluss noch zwei persönliche Fragen:

Welche Lektionen haben Sie im Laufe Ihrer Karriere als CEO der Melisana AG gelernt, und welche Ratschläge würden Sie anderen Führungskräften auf deren Weg mitgeben?

Führungskräfte müssen in der Lage sein, die Gesamtzusammenhänge zu sehen und entscheidungsstark zu sein. So ist mein Credo: «Lieber pragmatisch vorwärtsgehen als perfekt stillzustehen!». Weiter ist zentral, auf die Teamzusammensetzung besonders zu achten und im Führungsverhalten individuell auf die Menschen einzugehen. Diese Bedeutung hat meines Erachtens aufgrund der Integration der Generation Z in den Arbeitsprozess zugenommen. Ausserdem ist es wichtig, stets authentisch zu bleiben, sowohl nach innen als auch nach aussen.

Wenn Sie etwas mit einem Fingerschnipp verändern könnten, was wäre das?

Alles, was Politik und Verwaltung der Privatwirtschaft an unnötigen Hürden auferlegen und damit das Unternehmertum beschränken und regulieren.

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Wie gelingt erfolgreiche Führung im dynamischen Umfeld des Gesundheitswesens? Was macht Arbeitgeber in Pharma, Hospital und Medizintechnik attraktiv? Im Stettler CEO Talk kommen jeden Monat exklusiv Schweizer Führungskräfte zu Wort und bringen auf den Punkt, was sie persönlich und die Branche bewegt.

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