Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Vom Hockeytrainer zum Geschäftsführer
Im Stettler CEO Talk spricht Dino Lauber über die letzten 1.5 Jahre als Geschäftsführer bei ZURZACH Care, die Chancen und Herausforderungen in der Schlafmedizin und seine unkonventionelle Karriere, die von Spitzensport und kontinuierlicher Weiterentwicklung geprägt ist.
Dino Lauber, nach einem Jahr in der Funktion als Geschäftsführer des Bereichs Prävention und Reintegration übernahmen Sie am 1. Januar 2024 zusätzlich die Leitung der Kliniken für Schlafmedizin der ZURZACH Care. Wenn Sie zurückblicken auf die letzten 1.5 Jahre, auf welche Errungenschaften sind Sie am meisten stolz?
Es freut mich sehr, dass wir die Gewinne steigern konnten. Stolz bin ich insbesondere auf meine engagierten Mitarbeitenden, mit denen ich gemeinsam an einem Strang ziehen kann. Ich bin nur der Dirigent, die Musik spielen die Mitarbeitenden. Wir sind auf gutem Kurs und haben erste Anpassungen erfolgreich umgesetzt, sodass wir das Vertrauen unserer Patientinnen und Patienten und unseren Partnern gewinnen konnten.
Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit im Bereich der Schlafmedizin?
Eine der grössten Herausforderungen ist der Fachkräftemangel. Es ist sehr schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden, insbesondere kompetentes ärztliches und pflegerisches Personal. Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie attraktiv der Bereich der Schlafmedizin sein kann. In der Tätigkeit als Pflegerin oder Pfleger in der Schlafmedizin geht es weniger um pflegerische, sondern mehr um technische Aufgaben, was eine interessante und spezialisierte Tätigkeit darstellt.
Ein weiteres grosses Thema ist die Diagnostik und Behandlung von Schlafstörungen. Viele Menschen leiden an Schlafproblemen, ohne dass diese diagnostisch abgeklärt sind. Hier besteht ein grosser Bedarf an Weiterentwicklungen und spezialisierten medizinischen Ansätzen. Auch die Weiterbildung und Spezialisierung von Ärztinnen und Ärzten in diesem Bereich ist von grosser Bedeutung, um die Versorgung von Patienten mit Schlafstörungen zu verbessern.
Welche Massnahmen halten Sie als Geschäftsführer Reintegration für notwendig, um die Reintegration von Menschen in den Arbeitsalltag zu verbessern?
Wenn wir uns die IV-Statistiken anschauen, sehen wir, dass die Zahl der Neuberentungen zunimmt. Deshalb ist es entscheidend, frühzeitig zu handeln und Massnahmen zu ergreifen, um Menschen wieder in den Arbeitsalltag zu integrieren. Wir müssen unsere Dienstleistungen weiterentwickeln und an die Bedürfnisse der Betroffenen anpassen. Besonders wichtig ist dabei die enge Zusammenarbeit zwischen Versicherungen, Arbeitgebenden und den Betroffenen. Eine hohe Priorität sollte darauf liegen, Menschen rechtzeitig zu unterstützen, damit sie die nötige Hilfe bekommen, bevor eine dauerhafte Berentung notwendig wird.
Sie haben im Globus als Detailhandelsfachmann begonnen, nun führen Sie rund 100 Menschen bei der ZURZACH Care – wie würden Sie Ihre Karriere bezeichnen?
Meine Karriere war alles andere als linear und ziemlich unkonventionell. Nach meiner Lehre habe ich meinen Fokus auf den Sport gelegt und bin neben dem Eishockey verschiedenen Tätigkeiten nachgegangen, um Geld zu verdienen. Nach meiner aktiven Zeit durfte ich über zehn Jahre lang als Hockeytrainer im Spitzensport arbeiten. Während der Zeit beim HC Ambri-Piotta holte ich die Berufsmatur nach und absolvierte anschliessend ein Studium in Businesskommunikation. Ich durfte mich in verschiedenen beruflichen Bereichen engagieren und mich hocharbeiten. Neue Herausforderungen anzunehmen und mich kontinuierlich weiterzuentwickeln, ist ein wichtiger Teil meiner beruflichen Philosophie.
Welche Kompetenzen haben Sie durch Ihre Erfahrung als Trainer im Spitzensport erworben, die sich für Ihre berufliche Laufbahn als nützlich erwiesen haben?
Der Spitzensport hat mir ein Mindset vermittelt, das in der Führung äusserst hilfreich und wertvoll ist. Ich habe gelernt, schnell auf Veränderungen zu reagieren, Verantwortung zu übernehmen und mit Kritik umzugehen. Zudem musste ich im Bereich des Spitzensports eine hohe Flexibilität und Reaktionsfähigkeit entwickeln und lernen, mit unterschiedlichen Menschentypen umgehen zu können. Der Ehrgeiz und die Willenskraft, die man im Sport entwickelt, sind unbezahlbare Eigenschaften, die mir auch im Berufsleben zugutekommen.
Ihre Karriere ist geprägt von häufigen Umorientierungen, die stets einen Neuanfang und erneutes Aufbauen von Grund auf erforderten. Was raten Sie jungen Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden?
Ich würde ihnen sagen: Sei offen für verschiedene Möglichkeiten, zeige Interesse an unterschiedlichen Bereichen und sei bereit, Einsatz zu zeigen. Hole dir Rat und scheue dich nicht davor, um Hilfe zu bitten. Gib stets dein Bestes und sei offen für unterschiedliche Arbeitsweisen, die dir von erfahrenen Kollegen angeboten werden. Kommuniziere auf Augenhöhe und sei authentisch.
Wenn Sie auf ihre Karriere zurückblicken, was würden Sie heute anders angehen?
Das ist schwierig zu beantworten, da jede Erfahrung und jeder Fehler mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin. Vielleicht hätte ich früher mit meinem Studium beginnen und parallel zum Spitzensport mehr Arbeitserfahrung sammeln sollen, wer weiss. Doch jede Station in meiner Karriere hat mir viel gebracht, und letztlich hat sich alles gefügt – manchmal gehört auch ein wenig Glück dazu.
Neben der Arbeit sind sie als Reiterchef der Zunft Fluntern unterwegs. Wie kam es dazu?
Mein Grossvater war bereits über 20 Jahre Reiterchef und ich freue mich sehr, dass ich diese Tradition fortführen darf, auch wenn es mit viel Aufwand verbunden ist. Dazu kommt, dass bei ehrenamtlichen Tätigkeiten, das heisst immer dort, wo es keine monetäre Entlöhnung gibt, die Konkurrenz nicht besonders gross ist. Dadurch hatte ich sehr gute Chancen, diese Position zu übernehmen.
Was gefällt Ihnen am „Sechsilüüte“-Brauchtum so sehr?
Obwohl das Sechseläuten natürlich der Höhepunkt ist, passiert bei uns auch unter dem Jahr viel. Unsere regelmässigen Treffen bieten eine gute Mischung aus Geselligkeit und Spass. Die langjährigen Traditionen, die generationenübergreifend sind, faszinieren mich besonders. Sie werden zwar angepasst und modernisiert, aber es wird gleichzeitig dafür gesorgt, dass sie erhalten bleiben. Denn einmal verloren, kann man sie nicht mehr zurückholen. Gespräche am Abend, bei denen zwei bis drei Generationen an einem Tisch diskutieren, sind etwas Besonderes und heutzutage selten.
Welche Menschen inspirieren Sie und weshalb?
Ich bewundere Unternehmer, die den Mut haben, mit ihrem eigenen Kapital ein Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu führen. Diese Leistung erfordert enormen Mut, Schweiss und unermüdlichen Einsatz. Persönlichkeiten wie Peter Spuhler und Christoph Blocher sind hierfür herausragende Beispiele, die «all-in» gegangen sind und beachtenswerte Erfolge erzielt haben.