Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Kleines Team, grosse Visionen
Im Stettler CEO Talk gewährt Andrea Kieninger Einblicke in die Zeit ihres Wechsels von der Verkaufsleiterin in Deutschland zur Country Managerin in der Schweiz. Sie spricht über die kulturellen Unterschiede, die Arbeit mit einem kleinen Team und weshalb Brasilien ihr Leben geprägt hat. Trotz der begrenzten personellen Ressourcen verfolgt sie mit ihrem Team ehrgeizige Ziele, um die Präsenz der Orion Pharma AG in der Schweiz weiter auszubauen und innovative Therapien auf den Markt zu bringen.
Wie haben Sie den Übergang von Ihrer früheren Rolle als Verkaufsleiterin in Deutschland zur Position des Country Managers in der Schweiz erlebt?
Der Übergang war sowohl herausfordernd als auch bereichernd. In meiner vorherigen Position als Verkaufsleiterin in Deutschland konnte ich bereits wertvolle Erfahrungen in der Führung sammeln, die mir in meiner jetzigen Position als Country Manager in der Schweiz zugutekamen. Insgesamt war es ein spannender Prozess der Anpassung und des Wachstums.
Welche unerwarteten Herausforderungen sind Ihnen dabei begegnet?
Eine unerwartete Herausforderung war es, die feinen kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz vollständig zu verstehen und in meinen Führungsstil zu integrieren. Die Länder haben unterschiedliche Arbeitsweisen, Kommunikationsstile und Erwartungen. Besonders in einem multikulturellen Umfeld wie dem der Schweiz ist Flexibilität wichtig. Auch die Unterschiede in den regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen erfordern eine kontinuierliche Einarbeitung. Ein gutes Netzwerk und die Zusammenarbeit mit lokalen Teams sind von grosser Bedeutung.
Welche kulturellen Unterschiede zwischen der Arbeit in Deutschland und der Schweiz sind Ihnen besonders aufgefallen?
In Deutschland wird oft sehr direkt kommuniziert, während in der Schweiz Zurückhaltung und Diplomatie stärker ausgeprägt sind. Entscheidungen werden hier konsensorientierter getroffen, was zu längeren Abstimmungsprozessen führen kann. Die Schweizer Präzision und Liebe zum Detail erfordern mehr Geduld, führt aber am Ende zu hochwertigen Ergebnissen. Ausserdem ist das Team am Ende zufriedener, weil es massgeblich an der Entscheidungsfindung beteiligt ist. Die Schweiz ist zudem sehr vielfältig, und es gibt kantonale Unterschiede. Das verlangt eine feinfühlige Anpassung an die verschiedenen Mentalitäten.
Wie passen Sie Ihren Führungsstil an die schweizerische Arbeitskultur an?
Ich habe schon immer sehr grossen Wert auf Konsens- und Teamorientierung gelegt. Heute achte ich noch mehr darauf, alle Meinungen anzuhören und Entscheidungen gemeinsam im Team zu treffen. Ich versuche, noch besser zuzuhören; daran kann man als Führungskraft immer arbeiten. Hinzu kommt die Schweizer Vielfalt und die damit verbundenen individuellen Bedürfnisse der verschiedenen Sprachregionen. Mein Ansporn ist es, im nächsten Jahr Französisch zu lernen, um mit allen Mit-arbeitenden in ihrer Muttersprache sprechen zu können.
Die Schweizer Niederlassung der Orion Pharma AG ist mit sieben Mitarbeitenden klein. Welche besonderen Vorteile und Herausforderungen sehen Sie in der Führung eines kleinen Teams?
Ein Vorteil ist die Nähe zum Team, die schnelle Reaktionen auf Bedürfnisse ermöglicht. Entscheidungsprozesse sind oft kürzer, was zu hoher Flexibilität und Effizienz führt. Die enge Zusammenarbeit fördert den Teamzusammenhalt. Herausfordernd sind die begrenzten personellen Ressourcen. Das bedeutet, dass jeder Einzelne eine grosse Verantwortung bei der Umsetzung von Projekten und Zielen trägt. Dies erfordert Agilität und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterentwicklung.
Welche strategischen Ziele verfolgen Sie für Orion Pharma AG in der Schweiz in den nächsten Jahren?
Unsere Vision lautet: „The road is open for growth through well-being“. Für die Orion Pharma AG bedeutet dies, die Präsenz in der Schweiz weiter zu stärken. Wir möchten bereits etablierte Therapien ausbauen und neue Therapien auf den Markt bringen. Zudem wollen wir unsere Kundenbeziehungen vertiefen, um die bestmögliche Versorgung der Patienten und Patientinnen in der Schweiz zu gewährleisten. Ausserdem möchten wir unseren Mitarbeitenden ein motivierendes Arbeitsumfeld bieten, das Innovation und Teamgeist fördert.
Wie fügt sich die Schweiz in die Gesamtstrategie der Region „Central Europe“ ein?
Die Schweiz spielt eine wichtige Rolle in der Central-Europe-Strategie. Mit ihrer hohen medizinischen Expertise und dem fortschrittlichen Gesundheitssystem ist sie ein bedeutender Standort und leistet somit einen wertvollen Beitrag innerhalb der Region.
Wie eng ist die Zusammenarbeit mit dem finnischen Hauptsitz, und welche Rolle spielt dieser in Ihren täglichen Entscheidungsprozessen?
Wir fühlen uns unserer finnischen Muttergesellschaft eng verbunden und sind stolz auf unsere finnischen Wurzeln. Die Schweizer Produktpalette wird überwiegend in Finnland hergestellt, was kurze Lieferwege und eine zuverlässige Versorgung ermöglicht. Das schätzen auch unsere Kunden.
Wie differenziert sich die strategische Ausrichtung der Orion Pharma Group in den verschiedenen Ländern, und welche Faktoren spielen dabei eine entscheidende Rolle?
Die Orion Pharma Group ist ein global agierendes Unternehmen mit mehr als 3.600 Mitarbeitenden weltweit. Das Produktportfolio variiert, da die Märkte unterschiedliche Anforderungen und Dynamiken aufweisen. Während der finnische Hauptsitz häufig eine übergeordnete Strategie entwickelt, müssen wir die lokalen Marktbedingungen sowie spezifische rechtliche Vorgaben berücksichtigen. Diese Anpassungen sind entscheidend, um erfolgreich auf die jeweiligen Gegebenheiten und Bedürfnisse der Märkte reagieren zu können.
Welche Bedeutung hat Innovation bei der Orion Pharma AG Schweiz, und wie gestalten Sie den Entwicklungsprozess für neue Produkte und Therapien?
Die Orion Pharma Corporation ist ein forschendes Pharmaunternehmen, das kontinuierlich an der Entwicklung neuer Produkte und Therapien arbeitet. Hierbei legen wir grossen Wert auf enge Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und medizinischen Fachkreisen. Unser Unternehmenswert „Build the future“ spiegelt unser Engagement wider, Innovationen nicht nur voranzutreiben, sondern auch nachhaltige Lösungen und die Entwicklung unserer Mitarbeitenden zu fördern.
Wie lautet Ihr persönliches Karriererezept?
Mut, Agilität und Resilienz sind die Schlüsselqualitäten, die mich bisher in meiner beruflichen Lauf-bahn vorangebracht haben. Mut bedeutet für mich, gewohnte Pfade zu verlassen und meinen eigenen Weg zu finden. Agilität ermöglicht es mir, mich ständig neu zu erfinden und flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren. Resilienz ist entscheidend, um nach Rückschlägen wieder neu zu starten und in jeder Situation Chancen zu erkennen. Darüber hinaus sind persönliche Auszeiten unerlässlich, um meine Batterien aufzuladen – sei es mit Freunden und Familie, beim Sport oder in der Natur. Die Schweiz hat dafür besonders viel zu bieten.
Was fordert Sie heraus?
Lange Phasen des Stillstands empfinde ich als herausfordernd, da sie das Gefühl vermitteln, nicht voranzukommen. Dennoch bieten auch diese Zeiten wertvolle Lernmöglichkeiten und fördern die Geduld.
Was ist für Sie beim Führen das Allerwichtigste?
Empathie, Selbstreflexion und Selbstmanagement sind für mich Stärken, die eine Führungskraft mitbringen sollte. Ausserdem sollte man eine klare Vision haben und eine positive Arbeitsatmosphäre schaffen können. Die Mitarbeitenden und das Team sind oft wahre Experten und wissen sehr gut, was das Beste für das Unternehmen ist.
Welche Menschen inspirieren Sie und weshalb?
Ich habe einen Teil meines Studiums in Brasilien verbracht. Während eines Forschungsprojekts in den Armenvierteln traf ich Menschen, die unter sehr schwierigen Bedingungen lebten, ohne Zugang zu Wasser, Strom oder sanitären Anlagen. Trotzdem wirkten sie oft glücklicher als viele Menschen in Europa, die im Wohlstand leben. Diese Lebensfreude und Zufriedenheit trotz widriger Umstände haben mich und mein Leben nachhaltig inspiriert und geprägt.
Wie lautet Ihr Lieblingszitat?
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst“, von Mahatma Gandhi. Es erinnert mich daran, dass persönliche Verantwortung und eigener Einsatz entscheidend sind, um positive Veränderungen zu bewirken.
Wenn Sie etwas mit einem Fingerschnipp verändern könnten, was wäre das?
Ich würde den Zugang zu hochwertiger Gesundheitsversorgung für alle Menschen weltweit gewährleisten. Gesundheit ist ein grundlegendes Menschenrecht, daher sollte jeder Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung haben.