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Warum Vertrauen der neue Erfolgsfaktor Nr.1 ist

Können wir das gängige Narrativ, dass das Vertrauen in der Gesellschaft schwindet, in Frage stellen und dabei neue Perspektiven auf die Rolle des Vertrauens in unserer heutigen Arbeitswelt entdecken? Birgit Troschel bietet spannende Einblicke, die uns dazu anregen, Vertrauen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Birgit Troschel, man hört so oft, dass das Vertrauen in der Gesellschaft schwindet, stimmt das?

Ich glaube, das sollte man differenzierter betrachten. Wenn wir uns relativ neuartige Geschäftsmodelle wie beispielsweise Airbnb, Uber oder Sharing- und Nachhaltigkeitsprojekte ansehen, dann finden wir hier mehr Vertrauen als man vor 15 Jahren für möglich gehalten hätte. Man übernachtet heute in der Wohnung fremder Leute oder steigt bei Unbekannten ins Auto. Das wurde uns doch strikt verboten als wir noch Kinder waren. Spannend wird es, wenn wir gewisse Bereiche genauer anschauen.

Können Sie uns dazu ein paar Beispiele nennen?

Gemäss dem Edelmann Trust Barometer 2023 ist beispielsweise das Vertrauen in die Mitbewohner im eigenen Land gegenüber dem Vorjahr weltweit signifikant gestiegen, wohingegen das Vertrauen in den eigenen CEO signifikant gesunken ist. Trotzdem sind derzeit global gesehen Unternehmen die vertrauenswürdigsten Institutionen – mit einem erheblichen Vertrauensvorsprung gegenüber der eigenen Regierung und den Medien. Das war früher anders.

Das heisst, die Menschen nehmen die Unternehmen als kompetent und vertrauenswürdig wahr, trauen aber ihrem CEO weniger. Wie passt das zusammen?

Zum Glück stimmt das ja nicht für alle CEOs. Unternehmen werden als Kollektiv wahrgenommen und das Vertrauen beruht auf messbaren Ergebnissen und Erfahrungen. Auf der anderen Seite werden CEOs als Einzelpersonen betrachtet, und das Vertrauen in sie hängt oft von der Wahrnehmung ihrer persönlichen Integrität ab.

Welche Kriterien bestimmen, ob ein Unternehmen als vertrauenswürdig gilt?

Great Place to Work® ermittelt mit dem Trust Index® die Arbeitsplatzkultur in Unternehmen durch anonyme Befragungen aller Mitarbeitenden, inklusive Führungskräfte und Management. Werden in einer Organisation Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Teamgeist und Stolz auf die Organisation gelebt, entsteht Vertrauen. Ein Unternehmen mit hohem Trustindex ist demnach auch ein «great place to work» mit allen Vorteilen: guter Ruf als Arbeitgeber, niedrige Fluktuation, Sieg im «War for Talents» etc.

… und bei Führungskräften?

Die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit einer Person hängt sehr stark von ihrer Integrität ab. Diese setzt sich aus folgenden drei Faktoren zusammen: Es existiert eine Entsprechung von Worten und Taten („word/action consistency“). Es existiert eine individuelle Moralität („morality/ethics“) und die eigenen Werte überstehen die Probe aufs Exempel („consistency in adversity“). Es hat sich gezeigt, dass insbesondere Personen, die auch in schwierigen Situationen zu ihren Überzeugungen stehen und ihre Versprechen halten, als besonders integer und vertrauenswürdig wahrgenommen werden. Führungskräfte sollten sich unbedingt Gedanken machen, wie sie als vertrauenswürdig wahrgenommen werden können.

Dies impliziert, dass Führungskräfte das Vertrauen erhöhen müssen?

Das Vertrauen selbst kann leider nicht direkt erhöht werden, da es eine Reaktion auf Vertrauenswürdigkeit ist. Aber ja, die Vertrauenswürdigkeit einer Führungskraft wird zunehmend relevant. In der momentanen VUCA- (inzwischen BANI-) Welt wird das Führen von Unternehmen und Mitarbeitenden zunehmend komplexer und anspruchsvoller. Führen durch Misstrauen und Angst ist ungesund und wird zunehmend weniger akzeptiert.

Hand aufs Herz – Kann man die eigene Vertrauenswürdigkeit überhaupt steigern?

Definitiv ja! Ob wir vertrauenswürdig sind oder nicht, das haben wir selbst in der Hand. Die Entwicklung der eigenen Vertrauenswürdigkeit erfordert allerdings Selbstreflexion und die konsequente Einhaltung ethischer Prinzipien. Wer an sich selbst arbeitet, ehrlich ist, Zusagen einhält, offen für Feedback und bereit ist, eigene Fehler zuzugeben, kann die eigene Integrität und damit die Vertrauenswürdigkeit steigern. Weitere Faktoren sind Kompetenz, Professionalität und Erfolg. Wir vertrauen eher Unternehmen und Führungskräften, die einen guten Ruf haben, sich professionell verhalten und erfolgreich sind.

Wie würden Sie auf einer Skala von 1 bis 10 die Bedeutung von Vertrauenswürdigkeit heute bewerten?

10, da muss ich nicht lange nachdenken. Vertrauenswürdigkeit ist von entscheidender Bedeutung.

Stephen M. R. Coveys Bestseller „The Speed of Trust“ betont zudem, dass Vertrauen generell Geschäftsprozesse beschleunigt. Misstrauens-Loops aller Stakeholder werden reduziert und das spart enorm Energie und Zeit. Somit ist Vertrauenswürdigkeit nicht nur eine Kernkompetenz von Führungskräften, sondern auch ein zentraler wirtschaftlicher Erfolgsfaktor von Unternehmen.

Diplom-Psychologin Birgit Troschel

Stettler Consulting AG bietet, neben der Personalrekrutierung, auch Coachings, Trainings, Assessment- und Development-Center an und berücksichtigt neue Trends. Unsere Diplom-Psychologin Birgit Troschel begleitet Unternehmen seit mehr als 30 Jahre in verschiedenen Themenbereichen. Wir freuen uns auf Ihren Anruf unter 043 288 43 43!

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