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Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Führen heisst, sich um Menschen zu kümmern

Im Stettler CEO Talk spricht Klinikdirektor Michael Härtel über seine sechsjährige Tätigkeit im Rehazentrum Walenstadtberg und betont, dass Führen bedeutet, sich um Menschen zu kümmern. Weiter gibt er Empfehlungen für junge Führungskräfte und Einblicke in seine Karriere. Dabei unterstreicht er die Wichtigkeit einer wertschätzenden, integren und verlässlichen Kultur.

Am 1. April werden 11 Jahre seit Ihrem Eintritt bei den Kliniken Valens vergangen sein, von denen Sie nun mehr als 6 Jahre als Klinikdirektor des Rehazentrums Walenstadtberg tätig sind. Wie fühlen Sie sich angesichts dieses Jubiläums?

Ich bin sehr dankbar und fühle immer noch eine grosse Freude an meiner Aufgabe. Ich schätze es sehr, dass ich mit einem grossartigen Team einer sinnvollen und befriedigenden Tätigkeit nachgehen darf.

Als Leiter des Rehazentrums Walenstadtberg können Sie und Ihr Team zweifelsohne beachtliche Erfolge vorweisen. Könnten Sie uns die drei bedeutendsten Veränderungen nennen, die Sie als Klinikdirektor bewirkt haben?

Ich denke, dass ich zusammen mit meinem Leitungsteam vor allem die Entwicklung einer wertschätzenden und leistungsfördernden Kultur vorangetrieben habe. Zudem habe ich konsequent auf die Kosten geachtet, ohne jedoch das Sparen zum Selbstzweck oder zum Konzept zu machen.

Ausserdem haben wir als Rehazentrum Walenstadtberg die verschiedenen Jahresmottos auf Gruppenebene, d. h. für die Kliniken Valens, wie z. B. «Weniger ist mehr», «Gemeinsam(e), einfache Lösungen finden» oder «Die wichtigen Dinge richtig tun», sehr ernst genommen und gemeinsam «vorgelebt».

Können Sie uns ein konkretes Beispiel geben, wie Sie und Ihr Team ein Jahresmotto auf Gruppenebene in der Praxis umgesetzt und vorgelebt haben?

Ein konkretes Beispiel für die Umsetzung des Mottos «Weniger ist mehr» war unser Jahresabschlussessen. Anstatt ein grosses, aufwändiges Essen zu organisieren, haben wir uns für ein Raclette entschieden, bei dem jede und jeder etwas beisteuern konnte. Denn es geht nicht primär darum, was man isst, sondern darum, dass man zusammenkommt. Das war ein sehr schöner Abend. Wir haben das Motto zum Thema gemacht, zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt. Und, ganz wichtig, es muss von «oben» kommen. Wenn ich das Motto nicht verstehe, verinnerliche und selbst vorlebe, dann kann ich nicht verlangen, dass es an die «Basis» kommt und sich etwas in eine gewünschte Richtung bewegt.

Lassen Sie uns Ihre Karriere etwas genauer unter die Lupe nehmen. Sie haben Ihre Laufbahn als Pflegefachmann am Universitätsspital Zürich begonnen, waren daraufhin jahrelang als NDS-Experte in der Anästhesiepflege tätig. Heute bekleiden Sie die Position als Klinikdirektor. Michael Härtel, haben Sie Ihre Karriere geplant oder ist sie eher auf indirektem Wege verlaufen?

Ich würde meine Karriere nicht unbedingt als geplant bezeichnen. Allerdings habe ich mich, als meine Frau schwanger wurde, intensiver mit meiner beruflichen Zukunft auseinandergesetzt und mich schliesslich um eine Führungsposition in meinem pflegerischen Fachbereich, der Anästhesie, beworben, die ich auch erhielt. Nach ein paar Jahren und dem Abschluss meiner ersten Kaderausbildung dachte ich mir: Wenn ich eine solche interdisziplinäre Abteilung erfolgreich leiten kann, kann ich auch einen grösseren Bereich organisieren, koordinieren und führen. Eine Anfrage für eine C-Level-Position im Spital Davos habe ich dann als Herausforderung und als Chance gesehen und diese schliesslich auch angenommen.

… und einige Jahre später sind Sie dann zum See-Spital in Horgen gekommen und haben dort als Pflegedirektor und Mitglied der Geschäftsleitung rund 500 Mitarbeitende geführt. Obwohl Sie sagen, dass Ihre Karriere nicht direkt geplant war, haben Sie dennoch früh den Weg in die Führung gefunden. Was sind Ihrer Meinung nach wichtige Faktoren, die dazu beitragen können, der eigenen Karriere Schub zu verleihen?

Man muss sich mit sich selbst auseinandersetzen, sich über sein persönliches Menschenbild im Klaren sein und natürlich auch Freude am Führen von Menschen haben. Und so sucht und erhält man – zumindest war das in meinem Fall so – neue Herausforderungen mit noch mehr Verantwortung. Auf GL-Ebene ist es zudem aus meiner Sicht wichtig, immer die Gesamtunternehmung im Auge zu haben und nicht nur den «eigenen» Fachbereich oder die «eigene Profession».

Klinikdirektor versus Pflegefachmann – wo sehen Sie Parallelen in der Arbeit?

Der Mensch steht im Fokus, auch beim Führen. Führen heisst, sich um Menschen zu kümmern. Im Pflegeberuf wird man perfekt darauf vorbereitet.

Welchen Rat würden Sie jungen Führungskräften in der Gesundheitsbranche geben, die eine Klinik leiten möchten?

Traut euch, behaltet euren gesunden Menschenverstand und seid bereit, die eigene Meinung, aber auch die eigenen Erfahrungen zu hinterfragen und von anderen zu lernen. Die eigene (Grund-)Haltung bestimmt das persönliche Handeln; das gilt für jeden von uns, nicht nur für Führungspersonen, egal ob Bachelor, Master oder sonst ein Titel – es ist immer dasselbe.

Welche Eigenschaften und Kompetenzen sind Ihnen besonders wichtig, wenn es darum geht, Mitarbeitende für Ihr Team auszuwählen?

Bereit sein für die neue Rolle. Offen sein für andere Menschen, Kontakte und Ideen. Sich selbst nicht zu wichtig nehmen.

Nach 30 Jahren Führungserfahrung, wie lautet Ihr Fazit?

Bloss nicht in irgendeine Führungsrolle schlüpfen, sondern man selbst sein – authentisch und transparent, mit allen Stärken und Schwächen. Über sich selbst lachen können, Fehler eingestehen und korrigieren, wenn man etwas eingesehen und eine neue Meinung entwickelt hat. Konrad Adenauer hat einmal gesagt «Was geht mich mein Geschwätz von gestern an», d. h. nicht an etwas unnötig festhalten, weil man es einmal vertreten hat, sondern es zulassen, sich neu auszurichten und klüger zu werden.

50 % des Erfolges ist …?

… eine wertschätzende, integre und verlässliche Kultur. Kultur entsteht durch gemeinsame Erlebnisse und ist etwas Langwieriges. Um eine Kultur zu verändern, benötigt es viel Zeit.

Wie fördern Sie eine solche wertschätzende, integre und verlässliche Kultur in Ihrem Klinikteam?

Ich hoffe durch eine starke Vorbildfunktion, insbesondere durch Fairness und Ehrlichkeit sowie Verlässlichkeit als Basis für das Vertrauen in die Führung.

Wie schaffen Sie eine offene und transparente Kommunikation, um Probleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen?

Da hilft es, sensitiv und empathisch zu sein, zuzuhören, nachzufragen und stets zu versuchen, das Gegenüber zu verstehen.

Blick in die Zukunft: Wo konkret sehen Sie die Klinik Rehazentrum Walenstadtberg in 5 Jahren?

Weiterhin eines der besten Rehazentren für Menschen mit komplexen Problemen und ein Arbeitsplatz, an dem man Spass hat und etwas wirklich Sinnstiftendes machen kann. Wobei klar ist, dass 5 Jahre im Gesundheitswesen fast schon eine Ewigkeit sind.

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Neben der Arbeit, was begeistert Sie?

Töff fahren, Golf spielen, mit unserem «Bulli» unterwegs sein und ab und zu lese ich gerne ein gutes Buch.

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Wie gelingt erfolgreiche Führung im dynamischen Umfeld des Gesundheitswesens? Was macht Arbeitgeber in Pharma, Hospital und Medizintechnik attraktiv? Im Stettler CEO Talk kommen jeden Monat exklusiv Schweizer Führungskräfte zu Wort und bringen auf den Punkt, was sie persönlich und die Branche bewegt.

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