Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Manchmal muss man eine Extrameile gehen
Sheila Huber ist seit über 11 Jahren bei der Euromed Swiss AG tätig und leitet die Firma nun seit fast fünf Jahren. Gemeinsam schauen wir mit ihr zurück und in die Zukunft und erfahren, wann es nötig war, eine Extrameile zu gehen, wie die Firma trotz grosser Herausforderungen wachsen konnte und welche Strategien Sheila Huber für die kommenden Jahre plant.
Sheila Huber, an welche Ereignisse erinnern Sie sich gerne mit Blick auf die zurückliegenden fünf Jahre als Country Managerin der Euromed Swiss AG zurück?
Sicherlich an die Jubiläen, bei denen wir mit langjährigen Kolleginnen und Kollegen unter anderem meine 10-jährige Firmenzugehörigkeit gefeiert haben. Besonders erfüllend war es, zu sehen, dass wir ein stabiles Team und ein angenehmes Arbeitsklima geschaffen haben. Auch denke ich gerne zurück an die Übernahme des Unternehmens vom damaligen Firmeninhaber und Gründer.
Was waren die Herausforderungen während der letzten fünf Jahre?
Der interne Aufstieg zum CEO und die vorherige Rolle als gleichgestellte Arbeitskollegin waren nicht immer einfach. Zudem war es herausfordernd, während einer Babypause die geschäftlichen Verpflichtungen wie Reisen und den Anschluss ans Team nicht zu vernachlässigen. Neben den Erfolgen gehören Niederlagen zwangsläufig dazu. Auch mit Letzterem richtig umzugehen, muss man lernen.
Die Home-Office-Zeit während COVID war eine besondere Herausforderung, doch diese Zeit hat unser Team noch mehr zusammengeschweisst.
Ihr Werdegang ist beeindruckend. Angefangen als Praktikantin bei Euromed und nun Country Managerin – wie haben Sie das geschafft?
Ich habe gelernt, dass Plan A nicht immer funktioniert und man manchmal eine Extrameile gehen muss. Um das «Kauffrau EFZ-Diplom» zu erlangen, musste ich ein Jahr zusätzlich anhängen. Danach stieg ich als Praktikantin bei Euromed ein, der Arbeitsweg dauerte 2 Stunden pro Strecke. Es folgten Weiterbildungen in den Bereichen Finanz- und Rechnungswesen und mir war stets wichtig, authentisch zu handeln und mein Engagement mit Herz und Seele einzubringen. Zudem konnte ich von meinem Vorgänger sehr viel lernen.
Zum Beispiel?
Dass man mit Ruhe und Gelassenheit sehr weit kommen kann.
Wo haben Sie das Führen gelernt?
Ich habe viel durch „learning by doing“ gelernt, obwohl mir auch viel in die Wiege gelegt wurde. Ich habe schon immer die Fähigkeit gehabt, individuell auf Menschen einzugehen. Mutig zu sein und meine Gedanken zu äussern war entscheidend, ebenso wie interne Weiterbildungen im Bereich Leadership.
Seit Sie Country Managerin sind, auf welche Errungenschaften sind Sie am meisten stolz?
Auf die erfolgreiche Einführung einer neuen Produktlinie im Bereich IVD, da dies für Euromed eine bedeutende Erweiterung unseres Markenportfolios darstellte. Kurz darauf stellte sich die Herausforderung der Pandemie, die unsere Reaktions- und Anpassungsfähigkeit auf die Probe stellte.
Wenn Sie zurückblicken – was würden Sie heute anders machen?
In einigen Fällen würde ich heute klarere Grenzen setzen und konsequentere Entscheidungen treffen und rigoros umsetzen.
Euromed Swiss AG wurde durch die AddLife und Biomedica Gruppe übernommen. Welchen Einfluss hatte die Übernahme auf die Firmenkultur von Euromed?
Eine Übernahme bringt zunächst meist Unruhe und Verunsicherungen mit sich. Gerade auch bei Mitarbeitenden, welche schon länger im Unternehmen sind. Die Umwandlung des vom Firmengründer geführten Unternehmens in einen börsennotierten Konzern stellte für uns eine Stärkung dar und die Zusammenführung der Kulturen verlief reibungslos. Dies war sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass wir weiterhin sehr autonom arbeiten und unsere flachen Hierarchien beibehalten konnten.
Euromed Swiss AG vertreibt seit über 20 Jahren bewährte Medizinprodukte und ist seit 2018 ebenfalls in der In-vitro-Diagnostik tätig. Planen Sie Ihr Produktportfolio weiter auszubauen?
Wir haben vor fünf Jahren die Möglichkeit erhalten, im Bereich der In-vitro-Diagnostik zu starten, und sind stolz darauf, hier Fuss gefasst zu haben. Als Neuling auf dem Markt sind wir immer noch in der Entwicklungsphase und streben weiterhin einen Ausbau an, um unseren Bekanntheitsgrad zu steigern, unterstützt durch Marketingmassnahmen.
Für die Zukunft können wir uns vorstellen, auch in den Bereich Lifesciences vorzustossen und uns auf die Serologie zu konzentrieren, die ebenfalls im Fokus der Biomedica Gruppe liegt.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die Euromed Swiss AG in fünf Jahren? Welche Initiativen planen Sie, um die Vision der Euromed Swiss AG in die Tat umzusetzen und das Dienstleistungsangebot weiter zu verbessern?
Unser Ziel ist es, im Bereich der In-vitro-Diagnostik etabliert zu sein und dort eine führende Rolle einzunehmen. Wir setzen darauf, dem weiter steigenden Kostendruck im Gesundheitswesen standzuhalten und innovative Lösungen anzubieten. Im Zusammenhang mit der revidierten Schweizer Medizinprodukteverordung (MepV) und der neuen Verordnung über In-vitro-Diagnostika (IvDV) machen die Schweizer Bevollmächtigten (CH-REP) uns Distributoren das Leben nicht einfach. Trotz der Herausforderungen streben wir aber danach, unsere Dienstleistungen weiter zu verbessern und uns den lokalen Anforderungen anzupassen.
Zum Schluss noch drei persönliche Fragen: Welche Menschen inspirieren Sie und weshalb?
Menschen, die den Mut haben, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, und Ihren Träumen folgen, während sie im Einklang mit sich selbst leben. Menschen, die Ihre Persönlichkeit laufend weiterentwickeln und sich durch Selbstreflexion verbessern. Nicht zuletzt sind meine Eltern eine Quelle der Inspiration, da sie mich in meinem Urvertrauen bestärkt haben und mir beigebracht haben, an meine Träume zu glauben! Ihre liebevolle Art hat mich geprägt.
Ihr Lieblingszitat?
«Folge deinem Herzen in jedem Augenblick, auch wenn du nicht weisst, wo es hingeht». (Nina Messinger)
Neben der Arbeit, was begeistert Sie?
Ich bin sehr kreativ und geniesse es, meine Freizeit flexibel zu gestalten, sei es mit meinen Kindern, meinem Partner oder Freunden. Ausserdem liebe ich es, die Welt zu erkunden und verschiedene Kulturen kennen und schätzen zu lernen. Spaziergänge in der Natur mit meinem Hund gehören ebenfalls zu meinen Leidenschaften, ebenso wie das Hören von Podcasts.