Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Die Bildungsanbieterin shqa unter neuer Leitung
Dr. Corinne Wild kann eine vielseitige Karriere vorweisen und hat sich bewusst der Bildungsszene zugewandt. Seit dem 1. September 2023 ist sie Geschäftsführerin der Swiss Health Quality Association (shqa). Wir blicken mit ihr zurück und in die Zukunft.
Dr. Corinne Wild, was können Sie uns über ihre ersten fünf Monate als Geschäftsführerin der shqa berichten?
Es hat mich ausserordentlich gefreut zu sehen, mit welchem Engagement so viele Vertreter aus den verschiedenen Pharmaunternehmen zum Erfolg der shqa beitragen. Die Begeisterung und das Fachwissen unserer Experten sind schlichtweg genial. Positiv überrascht hat mich die äusserst professionelle Organisation der Geschäftsstelle und ich kann mich an dieser Stelle nur ganz herzlich bei meinem Vorgänger Christoph Lögler, dem Präsidium und dem Vorstand der shqa, bedanken.
Die grösste Herausforderung besteht darin, mit einem etwas kleineren Team pragmatisch und dennoch mit Vollgas in kürzester Zeit an die Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen. Gleichzeitig müssen wir die Weichen für die nächsten Jahre stellen, um die Qualität, Aus- und Weiterbildung in der Pharmaindustrie nachhaltig zu sichern und zu steigern.
Die shqa gilt als führende Bildungsanbieterin für lebenslanges Lernen in der Pharmaindustrie. Was macht die shqa Ihrer Meinung nach besonders einzigartig?
Bildungsanbieter gibt es viele. Die shqa zeichnet sich durch ihre praxis- und handlungsorientierte Ausrichtung, ihre schweiz-spezifischen Akzente und ihren dezidierten Fokus auf die Pharmaindustrie aus. Die Gründung erfolgte ausschliesslich mit diesen Zielen vor Augen. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal besteht darin, dass die shqa aus der Pharmaindustrie für die Industrie entstanden ist. Durch diese enge Verbindung zur Industrie bleibt die shqa am Puls der Zeit, kann aktuelle Themen schnell und effizient aufgreifen und vermitteln. Neben individueller Beratung bietet die shqa zudem auch massgeschneiderte Firmenseminare an.
Wie kam es zur Entstehung des einzigartigen Konstrukts der shqa? Wie lässt sich die Mitbestimmung von über 80 Mitgliedern managen insbesondere in Bezug auf pharmaspezifisches Marketing und andere Bildungsinhalte?
Vor 13 Jahren entstand auf Seiten der Industrie wie auch der Aufsichtsbehörden ein verstärkter Wunsch nach Transparenz und Qualität im Personalwesen der Pharmaunternehmen in der Schweiz. Aus diesem Grund ist 2006 aus der vips die shqa entstanden, um die Qualität und das lebenslange Lernen innerhalb der Branche zu fördern. Das Konstrukt als Verein, bestehend aus über 80 namhaften Mitgliedern, ist meines Wissens nach weltweit einzigartig und erfüllt mich mit Stolz. Angefangen mit einer Prüfung für den Aussendienst, welche einige Jahre danach sogar zu einem eidgenössischen Fachausweis akkreditiert wurde, hat sich die shqa im Bereich freier Aus- und Weiterbildung für sämtliche Funktionen in der Pharmaindustrie bestens positioniert und entwickelt. Ebenfalls stark ist die shqa im Bereich Community, indem die shqa in verschiedenen Formaten Personen aus der Industrie zum Netzwerken zusammenbringt und den Wissensaustausch fördert.
Welche Trends und Herausforderungen sehen Sie im Bereich der Pharmaweiterbildung, und wie plant die shqa darauf zu reagieren?
Immer strenger werdende Regularien, Zeitdruck aufgrund umfassender Restrukturierungen im Personalbereich, der sich wandelnde Gesundheitsmarkt sowie fortschreitende digitale Entwicklungen, einschliesslich künstlicher Intelligenz, sind zweifellos Trends, die wir in Gesprächen mit unseren Mitgliedern feststellen können. Einige dieser Trends haben wir bereits in bestehende Programme integriert, wie zum Beispiel die Lehrgänge «Pharma Professional», «Key Account Management» sowie «Omnichannel». Für andere Themen entwickeln wir neue Formate, wie beispielsweise ein geplantes Forum. Zudem stehen kürzere, digitale Inputformate in unserer Planung, auf die Sie gespannt sein dürfen. Wir empfehlen, unseren Newsletter zu abonnieren, um stets auf dem neuesten Stand zu sein.
Welche Visionen haben Sie für die Zukunft der shqa, insbesondere im Hinblick auf die Erweiterung des Dienstleistungsangebots?
Derzeit arbeiten wir intensiv mit einem hochrangigen Steering Committee an der Entwicklung eines Medical Affairs Zertifikatslehrgangs. Darüber hinaus planen wir weitere Entwicklungen im Bereich Value Based Selling und die partnerschaftliche Umsetzung sinnvoller Projekte im Gesundheitswesen. Unsere digitalen Leistungen werden weiter ausgebaut, und wir greifen aktuelle Themen schnell und unkompliziert in forenähnlichen Formaten auf, um unser Angebot zu schärfen und die entsprechenden Zielgruppen zu erreichen.
Ihre beeindruckende Karriere, von intensiver Forschungsarbeit bis hin zu akademischen Leistungen, unterstreicht Ihre Kompetenz. Wie lassen sich Ihre Erfahrungen bei der Novartis Pharma Schweiz AG und an den Universitäten Bern und Uppsala in Ihrer aktuellen Position als Geschäftsführerin der shqa nutzen, um die Ziele der Organisation voranzutreiben?
Einerseits ist mir meine universitäre Ausbildung sowie meine Erfahrung im Bereich Medical Affairs eine grosse Hilfe in der Entwicklung des Medical Affairs Zertifikatslehrgangs. Andererseits bin ich durch meine Tätigkeit in der Geschäftsleitung der Novartis Innovative Medicines Schweiz AG natürlich mit den Abläufen und Problematiken der gesamten Branche gut vertraut, was mir hilft, neue Trends abzuschätzen und gegebenenfalls in unser Angebot zu integrieren. Unersetzlich und entscheidend ist jedoch mein umfangreiches Netzwerk innerhalb der Industrie, durch das ich die Aktivitäten der shqa breit abstützen, abstimmen und verankern kann. Damit können wir unsere Initiativen mit hoher Geschwindigkeit vorantreiben.
Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die shqa in fünf Jahren? Welche frischen und innovativen Ansätze planen Sie einzuführen, um die Vision der shqa zu stärken und die Dienstleistungen weiter zu verbessern?
Mein Ziel in fünf Jahren ist es, dass die shqa noch vermehrt als enorm wertvoller Partner wahrgenommen wird und kontinuierlich Teil der Entwicklung der Mitarbeitenden in der Pharmaindustrie ist, angefangen vom Onboarding-Plan bis hin zum individuellen Development-Gespräch. Sollten Mitarbeitende und Vorgesetzte bei uns nicht fündig werden, freue ich mich bereits auf eine partnerschaftliche Entwicklung genau dieser Inhalte. Zu den frischen und innovativen Elementen gehören sicherlich vermehrt überraschende, neue, digitale Komponenten in der Kommunikation mit unseren Mitgliedern sowie Angebote für neue Funktionen, welche in den letzten Jahren entstanden sind.
Zum Schluss noch drei persönliche Fragen: Welche Menschen inspirieren Sie?
Meine Eltern, die mit beeindruckender Ruhe und Zufriedenheit durchs Leben gehen, stellen eine fortwährende Quelle der Inspiration dar. Ebenso faszinieren mich Pioniere wie Francis Crick, James Watson, Rosalind Franklin und Maurice Wilkins, deren entscheidende Beiträge die Helixstruktur unserer DNA entschlüsselt haben. Hannah Arendt beeindruckt mich zutiefst mit ihrer beispiellosen Intelligenz und Scharfsinnigkeit. Und mein Ehemann, der es immer wieder schafft, mich zu beeindrucken, zu inspirieren und herauszufordern.
Ihr Lieblingszitat?
Aus Harry Potter: “What’s life without a few dragons?”
Neben der Arbeit, was begeistert Sie?
Schnee- und Wassersport mit meiner Familie, Musik, Wein und Freunde.