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Schweizer Führungskräfte im Gespräch
Von null auf ein Start-up gegründet

Lydie Terret, General Manager der Exeltis Suisse SA, spricht im Stettler CEO Talk über die verschiedenen Etappen der Gründung ihres Start-ups. Sie erzählt von der ersten magischen Begegnung mit den Teammitgliedern bis hin zur Erlangung der Betriebslizenz und spricht über die Produktpipeline und die Ambitionen des Unternehmens. Zudem verrät sie uns, weshalb sie ihr Kindheitstraumberuf «Parfümeurin» bis heute fasziniert.

Lydie Terret, Sie sind seit fast 1.5 Jahren General Manager des Pharma-Start-ups Exeltis und haben ein Team von 10 Personen aufgebaut. Wie kam es dazu?

Die Zeit rast! Im November 2023 sind es 18 Monate … In der Gründungsphase zählt jeder Monat. Mir wurde das wunderbare Abenteuer angeboten, die Schweizer Niederlassung des Pharmaunternehmens Exeltis, das bereits in den USA und in Europa tätig ist, aufzubauen und weiterzuentwickeln. Auch wenn es sich um ein Start-up-Modell handelt, muss ich darauf hinweisen, dass meine ursprüngliche Aufgabe darin bestand, eine Struktur aufzubauen, um mehrere existierende Medikamente in anderen Ländern zu vermarkten und zu vertreiben. Ich konzentrierte mich also auf zwei parallele Projekte: Vertrieb und Logistik sowie Marketing und Werbung.

Für das erste Projekt beauftragte ich externe Dienstleister in der Schweiz und nutzte das interne Know-how. Die geschaffene Struktur funktioniert nun gut, auch wenn sie noch verbessert werden kann.

Beim zweiten Projekt begann ich von Grund auf mit einem leeren Blatt Papier. Für den Aufbau habe ich dann mein Netzwerk nutzen können, doch meine Zeit war knapp.

Inwiefern spüren Sie den Einfluss der spanischen Mutterfirma Exeltis?

Im Alltag habe ich kaum Kontakt mit der Mutterfirma. Unser Geschäftsmodell ist sehr speziell: Die Mutterfirma Exeltis arbeitet für die Filialen. Im Gegenzug verpflichte ich mich, das zu liefern, was ich geplant und ausgehandelt habe. Kurz gesagt: Ich habe viel Freiheit in meinem Alltag, aber muss auch gesteckte wirtschaftliche Ziele erreichen.

Was war für Sie während dieser Gründungszeit das intensivste Erlebnis?

Alle Erlebnisse waren intensiv, voller Emotionen und Erfahrungen, ganz zu schweigen von der Arbeitsbelastung. Ein Moment wird jedoch für immer in Erinnerung bleiben: das Treffen mit den Teammitgliedern im Oktober letzten Jahres. Es war der erste Tag im Unternehmen für alle. Es lag eine gewisse Magie in diesem Treffen, obwohl sich niemand kannte: Nach ein paar Stunden hatte man das Gefühl, dass wir alle schon lange zusammenarbeiten. Das habe ich in meinen 20 Berufsjahren noch nie erlebt. Es war eine Mischung aus Synergien, sehr positiven Schwingungen und Glück.

Eine weitere sehr intensive Zeit war die Betriebslizenz-Phase. Das war etwas ganz Neues für mich und es stand viel auf dem Spiel. Der Erhalt der Lizenz war ein grosser Tag.

Wie wird die Exeltis heute auf dem Markt wahrgenommen?

Nach 10 Monaten auf dem Markt ist es noch zu früh für ein Urteil. Ich denke jedoch, dass wir als seriöses, professionelles und dynamisches Pharmaunternehmen wahrgenommen werden. Die Türen der Praxen öffnen sich entsprechend leichter.

Wie sieht Ihre Produkt-Pipeline aus und wo sehen Sie Exeltis in fünf Jahren?

Das Fachgebiet von Exeltis ist die Gynäkologie und wir vertreiben Medikamente für verschiedene Indikationen: von der Empfängnisverhütung über die Schwangerschaft bis hin zur Menopause. Exeltis hat das Ziel, sich auch auf andere Therapiebereiche zu konzentrieren. Meine Aufgabe in der Schweiz bleibt es, ein starkes Team aufzubauen und weiterzuentwickeln und gleichzeitig unser Produktportfolio zu erweitern. Wenn parallel dazu auf dem Schweizer Markt ein Bedarf besteht, den unser Portfolio erfüllen kann, dann werden wir die Gelegenheit nutzen. Ich hoffe also, dass wir in fünf Jahren bei den Schweizer Gynäkologen und – warum nicht – auch in anderen Therapiebereichen als das beste Team bekannt sein werden.

Was ist für Sie beim Führen das Allerwichtigste?

Das Vertrauen. Wir müssen an uns selbst glauben und uns selbst vertrauen. Ansonsten können wir nicht unter guten Bedingungen arbeiten. Der Mensch ist das Herzstück eines jeden Geschäfts: Er ist wertvoll, aber gleichzeitig auch sehr empfindlich. Der kleinste Fehltritt kann das Gleichgewicht gefährden, das für ein reibungsloses Funktionieren eines kleinen Teams notwendig ist.

Welcher Typ Mensch passt zu Exeltis?

Wir sind an verschiedenen Profilen interessiert, solange sie abenteuerlustig sind, gerne teilen, erfolgreich sein wollen und natürlich intelligent sind.

Was fordert Sie heraus?

Alle im gleichen Tempo voranzubringen, auch wenn jeder anders ist.

Wie reagieren Sie, wenn es brenzlig wird?

Das ist eine gute Frage. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für alles eine Lösung gibt, wenn man Prioritäten setzt und so schnell wie möglich handelt, um die Auswirkungen einer kritischen Situation zu begrenzen. Obwohl ich von Natur aus ziemlich ungeduldig bin, handle ich im beruflichen Alltag gelassener und toleranter. Aber ich muss noch viel lernen …

Was möchten Sie zum Beispiel noch lernen?

Wie man besser mit Menschen zusammenarbeitet, die nicht die gleiche Arbeitskultur haben.

Was war Ihr Traumberuf als junges Mädchen?

Ich wollte eine sogenannte „Nase“ werden und Parfüms kreieren.

Wie lautet Ihr persönliches Karriererezept und wie bringen Sie Familie und Beruf unter einen Hut?

Ich habe kein Rezept, ausser dass ich alles tue, um möglichst frei und unabhängig entscheiden zu können, ohne dabei egoistisch zu sein. Man muss sich auch mutig den Herausforderungen stellen, die das Leben bereithält. Meinem Mann und meinen Kindern (16 und 14 Jahre alt) zufolge kann ich Privat- und Berufsleben ziemlich gut miteinander vereinbaren. Ich kann die verschiedenen Bereiche meines Lebens gut voneinander trennen und klappe daher abends und am Wochenende kaum das Notebook auf. Vielleicht werde ich karriereorientierter, wenn die Kinder aus dem Haus sind, doch aktuell steht meine Familie für mich immer an erster Stelle.

Wenn Sie mit einem Fingerschnipp etwas verändern könnten, was wäre das?

Wenn das möglich wäre, würde ich Parfümologie studieren und Teil eines Parfümhauses werden.

Parfümeurin zu werden ist ein Traum von Ihnen seit Ihrer Kindheit bis heute – was fasziniert Sie an diesem Beruf?

Es ist ein Beruf voller Kreativität, bei dem wir unsere Geruchssinne nutzen und gleichzeitig auf unsere Erinnerungen zurückgreifen, es ist so etwas wie eine „nostalgische Kunst“. Dieser Job fasziniert mich, weil er eine Mischung aus Poesie und Nostalgie ist, das Gegenteil von meiner aktuellen Tätigkeit, bei der ich mir nicht oft die Zeit nehme, auf die Vergangenheit zurückzublicken, sondern ständig in die Zukunft schaue.

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